Bilanzskandal, Insolvenz, untergetauchter Top-Manager. Seit Wochen ist das DAX-Unternehmen Wirecard in aller Munde. Zahlreiche Anleger bangen um ihr Geld. Der DAX-Rauswurf droht. Jetzt weitet sich der Wirtschaftskrimi weiter aus. Ein deutscher Mitarbeiter des Finanzdienstleisters auf den Philippinen ist für tot erklärt worden.

Geschäftspartner des Ex-Vorstands für tot erklärt

Bei dem für tot erklärten deutschen Mitarbeiter handelt es sich um einen Geschäftsmann, der Angaben zufolge ein enger Geschäftspartner des ehemaligen und mittlerweile untergetauchten Vorstandes von Wirecard, Jan Marsalek, gewesen sein soll, wie Chip Online berichtet.

Dies berichtet zumindest die „Financial Times“, die die Aktivitäten von Wirecard schon seit Jahren kritisch beleuchtet. Die Behörden auf den Philippinen haben den Geschäftspartner, der Christopher B. heißen soll, demnach für tot erklärt. Gegen ihn liefen Ermittlungen wegen des Verdachts auf Geldwäsche.

Partnerfirma für Teile von Asiengeschäft verantwortlich

Die enge Geschäftsverbindung des für tot erklärten Geschäftspartners und des ehemaligen Wirecard-Vorstandes Marsalek resultiert daraus, dass der angeblich Verstorbene eine Partnerfirma leitete. Die soll für Teile des Asien-Geschäftes zuständig gewesen sein. Angeblich trug diese Firma über 280 Millionen Euro zum Gesamtumsatz der Wirecard AG bei.

Familie bestätigt Tod von Christopher B.

Mittlerweile hat auch die Familie des angeblich Verstorbenen dessen Tod bestätigt. In einer lokalen Zeitung in Deutschland hat sie eine Traueranzeige veröffentlicht. Dort heißt es unter anderem, dass der 27. Juli der Todestag und Christopher B. in Manila verstorben sei.

Weil sich Ex-Wirecard Vorstand Marsalek nach wie vor auf der Flucht befindet, bleiben aber Zweifel, ob es sich nicht doch um einen „Schachzug“ handeln könnte. Wollte der ehemalige Geschäftspartner möglicherweise auf diese Weise untertauchen? Es bleibt daher abzuwarten, ob sich noch weitere Beweise für den Tod von Christopher B. finden – und wie die Ermittlungsbehörden das Ganze bewerten. (Für alle Beteiligten gilt freilich die Unschuldsvermutung.)

Baldiger DAX-Rauswurf für Wirecard

Wirecard könnte übrigens schon in den nächsten Tagen aus dem DAX fliegen. Für Donnerstag (13. August) ist offenbar eine Verlautbarung der Deutschen Börse zu geänderten Index-Regeln zu erwarten, wie Der Aktionär schreibt. Sollten entsprechende Änderungen durchgehen, könnte Wirecard, bei dem die Münchner Staatsanwaltschaft mittlerweile von „gewerbsmäßigem Bandenbetrug“ ausgeht, noch im August DAX-Geschichte sein.

Ohnehin ist die Aktie nach Bekanntwerden des Bilanzskandals von knapp 140 Euro Mitte April auf deutlich unter 2 Euro gefallen. Die Marktkapitalisierung von Wirecard beläuft sich auf nur noch gut 200 Millionen Euro. Vor knapp zwei Jahren hatte Wirecard die Commerzbank aus dem DAX verdrängt. Nachfolger könnten Delivery Hero oder Symrise sein. Erst im Juni war die Deutsche Wohnen in den DAX aufgestiegen.

Ebenfalls interessant: 1,9 Milliarden fehlen: Wirecard meldet Insolvenz an und die Aktie stürzt ab

veröffentlicht von Jörn

Jörn Brien ist Chefredakteur und Betreiber von Die Wirtschaftsnews – deinem Ratgeber für Aktien und Kryptowährungen. Der Journalist arbeitet(e) für verschiedene namhafte Publikationen in Deutschland und Österreich, darunter Golem, Kurier, t3n, e-media, Futurezone und pressetext. Darüber hinaus betreibt er den Online-Buchshop Meine Buchhandlung Wien und mehrere Facebook-Gruppen sowie Blogs.